Selbsthilfe Primäre Hyperoxalurie

PH-Selbsthilfe
Primäre Hyperoxalurie
Bei der primären Hyperoxalurie (= PH) handelt es sich um eine Gruppe von autosomal-rezessiv vererbbaren Erkrankungen. Hierbei kommt es durch einen Fehler im Glyoxylatzyklus zu einer erhöhten Oxalsäureproduktion. Kompensatorisch wird vermehrt Oxalsäure über die Nieren ausgeschieden. Übersteigt die Oxalatausscheidung das Löslichkeitsprodukt kommt es zur Bildung von Kalziumoxalatkristallen, die sich zunächst in der Niere ablagern. Dabei kommt es zur Nephrokalzinose bzw. zur Bildung von Nierensteinen. Im weiteren Verlauf kann es zu einer Nierenfunktionseinschränkung kommen.
Bei einer GFR (= Glomeruläre Filtrationsrate) unter 30-40mL/min pro 1,73m2 kann die Niere nicht mehr ausreichend Oxalsäure ausscheiden. Es kommt zur systemischen Oxalose, die in weiterer Folge zu Kalziumoxalat-Ablagerungen im Herzen, den Blutgefäßen, Gelenken, Knochen oder der Retina führen können. Durch diese Ablagerungen werden die oben genannten Organe in ihrer Funktion eingeschränkt. Es kann zu Erregungsleitungsstörungen des Herzen bis hin zum plötzlichen Herztod kommen. Weiters können durch eine Verschlechterung der peripheren Durchblutung distale Gangrän auftreten Lagert sich die Oxalsäure in den Knochen ab, können Schmerzen auftreten oder es kommt zu einer Erythropoetin-resistenten Anämie. Weiters steigt das Risiko spontaner Knochenfrakturen. Ablagerungen in den Gelenken präsentieren sich meist als Synovitis mit reduzierter Mobilität und ausgeprägter Schmerzsymptomatik. Oxalsäureablagerungen im Knochenmark zeigen sich durch eine Panzytopenie. Weiters kann es durch Ablagerungen von Kalziumoxalatsäurekristallen in den Augen zu einem reduziertem Visus kommen. Weitere Symptome, die im Zusammenhang mit der PH in der Literatur beschrieben werden, sind eine Unterfunktion der Schilddrüse, periphere Polyneuropathie, Zahnprobleme sowie unterschiedliche Hautmanifestation beispielsweise Livedo reticularis oder Calcinosis cutis.
Anhand unterschiedlicher Varianten dreier Genen, die verschiedene Enzyme des Glyoxylatstoffwechsels codieren, wird die PH in drei Subtypen untergliedert.
Die Primäre Hyperoxalurie Typ 1 (= PH1) wird durch Mutationen des AGXT-Gens verursacht werden. Die jeweilige genetische Variante entscheidet über die verbleibende Restenzymaktivität, die zwischen einem kompletten Funktionsverlust und einer ausreichenden Restaktivität variieren kann und mit unterschiedlicher Symptomausprägung sowie Prognose einhergeht.
Bei der Primäre Hyperoxalurie Typ 2 (= PH2) kommt es zu Mutationen im GRHPR-Gens. Sowohl das AGXT-Gen als auch das GRHPR-Gen werden primär in der Leber exprimiert, jedoch kommt letzteres auch in zahlreichen anderen Gewebearten vor. Typ 3 der Primären Hyperoxalurie (= PH3) ist gekennzeichnet durch Mutation in dem HOGA1-Gen, welches ausschließlich in Leber und Niere exprimiert wird.
Allen drei Typen der PH ist gemein, dass trotz gleicher Genmutation zweier PatientInnen die Krankheitsverläufe deutlich variieren können.